Reisebericht von Bente – Volunteering im Frühjahr 2024
- Kwizera
- 3. Jan.
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Jan.
Ruanda - ein so kleines Land, das so große Momente für mich bereitgehalten hat.
Als ich im März in Kigali landete, war ich ziemlich aufgeregt und gespannt, was die bevorstehenden zwei Monate für mich bereithalten würden.
Nach einer ersten Nacht in der Hauptstadt Kigali ging es am nächsten Tag weiter nach Huye - genauer gesagt nach Matayazo, in dem das Projekthaus von Kwizera steht. Mein Zuhause für die nächsten Wochen. In Huye habe ich viel erlebt. Das war vor allem Solange zu verdanken, die sich rührend um mich gekümmert hat. Jeden Tag haben wir gemeinsam gegessen, Karten gespielt und tiefgründige Gespräche geführt, was zu einer engen Bindung führte und mir tiefe Einblicke in den ruandischen Alltag gewährte. Während meines Aufenthalts kam Solanges zweite Tochter zur Welt - die ersten Wochen eines Neugeborenen so hautnah in einer anderen Kultur mitzuerleben, war wirklich etwas Besonderes.
Vor Ort habe ich die verschiedenen Projekte von Kwizera besuchen können. So war ich in verschiedenen Schulen und habe mich mit den von Kwizera unterstützen Schülern unterhalten. Es war berührend zu hören und zu sehen, wie groß der Einfluss der Unterstützung auf das Leben der Kinder ist. Einige hatten bereits die Schule abgebrochen und können nur dank der Unterstützung wieder zum Unterricht gehen. Auch die Lehrer waren sehr dankbar und bestätigten mir, wie sehr die Kinder sich durch die Unterstützung verändert haben. Zukunftsängste spielen kein Thema mehr und das Selbstbewusstsein hat sich deutlich gesteigert. In zwei Schulen entdeckte ich Kinder mit einer Behinderung, die dort definitiv falsch am Platz waren und in diesem Umfeld nicht lernen konnten. Daraufhin suchten Solange und ich im Anschluss spezialisierte Schulen für die beiden. An meinem letzten Tag in Huye wurde einer der Jungs sogar noch eingeschult, was mich besonders freute.
Im landwirtschaftlichen Projekt hat mich der Anbau von Artemisia begeistert. Die großen, grünen Beifußpflanzen waren bereit zur Ernte und die Projektfrauen haben sie fleißig geschnitten, zerkleinert und getrocknet. Von der Wirkung der Pflanze konnte ich mich selbst überzeugen, als ich während meines Aufenthaltes krank wurde.
Des Weiteren lernte ich die jungen Erwachsenen in den Ausbildungsprogrammen kennen, sprach mit Charlotte der Trauma-Therapeutin, Clémentine zeigte mir die Universität, die sie dank Kwizera besuchen darf und die beiden Internatsschüler berichteten mir von ihrem schulischen Erfolg. Ich bin mit Lebensgeschichten in Berührung gekommen, die sowohl inspirierend als auch schockierend sind und vor allem immer wieder zeigten, wie notwendig die Unterstützung vor Ort ist.
Auch außerhalb der Projekte hat mich Ruanda begeistert. Glücklicherweise lernte ich andere Menschen aus Europa kennen, mit denen ich Ausflüge und Reisen unternahm. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (in Ruanda heißt das: Busse in Kombination mit dem Moto-Taxi) zu reisen war nie ein Problem und so konnte ich kostengünstig das Land bereisen. Auf der kleinen Fläche - gerade mal so groß wie Brandenburg - hat Ruanda viel zu bieten: vom Akagera-Nationalpark mit Safari im Osten, über den sattgrünen Nyungwe-Regenwald, vorbei am malerischen Kivu-See im Westen, zum Vulkangebiet, in dem Gorillas ihr natürliches Habitat haben. Auf den Busfahrten quer durchs Land zeigte sich, dass Ruanda nicht grundlos den Beinamen "Land der tausend Hügel" trägt (wobei das wahrscheinlich sogar untertrieben ist).
Ruanda hat mich wirklich fasziniert: Ein Land mit einer so grausamen Geschichte, die noch nicht lange zurück liegt, indem es trotzdem so friedlich zugeht. Eine von Armut geprägte Bevölkerung, die zum Teil trotzdem (oder deshalb?) so fortschrittliche Ansätze hat (wie zum Beispiel ein bargeldloses Bezahlsystem über USSD-Codes , das sogar der kleinste Marktstand hat).
Ich habe das Land und vor allem die Menschen sehr ins Herz geschlossen und bin unfassbar dankbar, dass ich all das erleben durfte.